Das kleine Schwarze

Heute Abend trug sie es. Das kleine Schwarze. Zum ersten Mal seit damals. Ich habe es gern, vielleicht. Ich gehe hin und sage es ihr. Wie jede Frau verschlingt sie mein Kompliment ohne überhaupt zuzuhören. Ich hätte ebenso über die zunehmende Schlaffheit ihrer Haut reden können, sie wäre genauso begeistert gewesen. Das kommt davon, vom kleinen Schwarzen.

Heut sitzt es anders, ein wenig verschoben, ihr Körper füllt es diesmal aus. Damals ließen Zwischenräume es abwärts leise Falten schlagen. Heut Abend wirft es viele Horizonte. Und ihr Horizont? Sie sieht ihn nicht. Damals hatte sie ihn fest im Auge. Damals ging sie fest entschlossen auf ihn zu. Im kleinen Schwarzen. Heute irrt sie von ihm weg. Im kleinen Schwarzen. Mein Horizont ist klein. Früher war er einmal groß, weit; ging weit über sich selbst, meinen Horizont hinaus. Er war bunt und hell und leicht zu sehen. Nie verlor ich ihn aus den Augen. Er war weder klein noch schwarz. Heut ist er es: ein kleiner schwarzer Horizont.

Artist Statement

It is about old dreams that somehow never got fulfilled because of how life took certain turns. However, there are still so many signs that remind us of what we once were and what we dreamt about - and even though we know there is no coming back we still enjoy the bittersweet memory of it.

 

Bettina Hofmann

I grew up in a small town in Germany and finished high school by the time I turned 19. At Bennington, I am studying Languages and Culture (French and Spanish), Music and Creative Writing. Growing up and even now in College, I have seen a lot of different people, with uncountable plans of how they want their life to turn out when they are older. But so many times it doesn't quite work out like that. And that gets you thinking.

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